Bertelsmann Stiftung
KOMPIK: Kompetenzen und Interessen von Kindern

Motorik in der Kita

Laufen, Springen, Klettern – „sich bewegen“ zählt zu den natürlichen  Grundbedürfnissen jedes Kindes. Kinder erkunden und begreifen ihre Umwelt durch Bewegung und nehmen durch motorische Handlungen aktiv Einfluss auf ihr soziales und materielles Umfeld. Kindertageseinrichtungen tragen der Bewegungsfreude vielfältig Rechnung und bieten Kindern ein weites Feld, um motorisch zu lernen und diese Fähigkeiten auszudifferenzieren und zu vervollkommnen.

Motorik und andere Entwicklungsfelder

Die motorische Entwicklung ist eng verknüpft mit vielen anderen Entwicklungs- und Lernfeldern, etwa im sozialen und emotionalen Bereich, aber auch mit Musik und Sprache (vgl. z.B. Zimmer 2009a). Darüber hinaus belegen zahlreiche Studien, dass Menschen, die im frühen Kindesalter gut ausgeprägte motorische Fähigkeiten haben, im späteren Leben stark belastbar sind, ein gutes Koordinationsvermögen haben sowie eine gesunde Körperhaltung (Ahnert & Schneider 2007). Gezielte Bewegungsförderung in der Kindheit kann die motorische Leistungs- und Koordinationsfähigkeit entscheidend verbessern (vgl. Weiß et al. 2004). 

Wissenschaftliche Definition

Motorische Kompetenzen werden definiert als Fähigkeiten eines Kindes, sich über Wahrnehmung und Bewegung erfolgreich mit der Umwelt auseinanderzusetzen (Zimmer 2009b). Sie beziehen sich auf alle Steuerungs- und Funktionsprozesse, die dafür verantwortlich sind, dass Bewegungshandlungen zustande kommen (vgl. Bös 2003). Alle motorischen Abläufe werden einerseits durch physiologische Voraussetzungen (z.B. Muskelkraft und Ausdauer) bestimmt, andererseits durch Informationsverarbeitungsprozesse im Gehirn. Springt ein Kind zum Beispiel über einen Graben, setzt das zum einen voraus, dass seine Muskulatur und Kraft entsprechend ausgeprägt sind, zum anderen, dass es die Entfernungen richtig abschätzen kann. Die physiologische Ausstattung und die Informationsverarbeitung sind also eng miteinander verzahnt und legen fest, wie weit ein Kind in seiner motorischen Entwicklung insgesamt fortgeschritten ist (z.B. Bös und Mechling 1983). Einzelne Bewegungshandlungen sind dabei meist durch mehrere zugrundeliegende Fähigkeiten beeinflusst. Solche Fähigkeiten, etwa Schnellkraft, sind in der Regel nicht direkt zu beobachten und können oft nur mit speziellen Aufgaben überprüft werden.

Motorische Grundfähigkeiten

Für die motorischen Grundfähigkeiten gibt es unterschiedliche Einteilungen:

  • Bös (1987) unterscheidet zwischen „Ausdauer“ und „Kraft“ einerseits (hier geht es vor allem um Energie und Kondition) und „Koordination“ und „Schnelligkeit“ andererseits. Bei Koordination und Schnelligkeit spielen Wahrnehmung und Planung eine besonders wichtige Rolle.
  • Zimmer und Volkamer (1987) nennen acht motorische Basisfähigkeiten: gesamtkörperliche Gewandtheit, Koordinationsfähigkeit, feinmotorische Geschicklichkeit, Gleichgewichtsvermögen, Reaktionsfähigkeit, Sprungkraft, Bewegungsgeschwindigkeit, Bewegungssteuerung.

Motorik bei KOMPIK

Die KOMPIK-Fragen im Entwicklungsbereich „Motorische Kompetenzen“ lassen sich zwei Teilbereichen zuordnen, die in der Fachliteratur (z.B. Krombholz 1985) beschrieben werden und auch das Alltagsverständnis vieler pädagogischer Fachkräfte widerspiegeln: Grob- und Feinmotorik.

Grobmotorische Kompetenzen 

Mit Grobmotorik werden Aktivitäten größerer Muskelgruppen bezeichnet, die in der Regel mit einer Bewegung des gesamten Körpers verbunden sind (z.B. Rennen, Klettern, Springen,  werfen und Fangen, Balancieren).

Feinmotorischen Kompetenzen

Feinmotorik bezieht sich auf koordinierte und meist kleinräumige Bewegungen einzelner Körperteile, vor allem der Hände. Besonders wichtig sind feinmotorische Kompetenzen beim Führen von Mal- und Zeichenwerkzeugen.

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Ansprechpartner

Literatur

Ahnert, J., & Schneider, W. (2007). Entwicklung und Stabilität motorischer Fähigkeiten vom Vorschul- bis ins frühe Erwachsenenalter – Befunde der Münchner Längsschnittstudie LOGIK. In: Zeitschrift für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie, 39, 1, 12–24.

Bös, K. (1987). Handbuch sportmotorischer Tests. Göttingen: Hogrefe.

Bös, K. (2003). Motorische Leistungsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen. In: W. Schmidt, I. Hartmann-Tews & W. D. Brettschneider (Hrsg.). Erster Deutscher Kinder- und Jugendsportbericht. Schondorf: Hoffmann. 85-105.

Bös, K., & Mechling, H. (1983). Dimensionen sportmotorischer Leistungen. Schorndorf: Hofmann.

Krombholz, H. (1985). Motorik im Vorschulalter – Ein Überblick. In: Motorik, 8, 5, 83-96.

Weiß, A., Weiß, W., Stehle, J., Zimmer, K., Heck, H., & Raab, P. (2004). Beeinflussung der Haltung und Motorik durch Bewegungsförderungsprogramme bei Kindergartenkindern. In: Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin, 55, 4, 101–105. 

Zimmer, R. (2009a). Handbuch Sprachförderung durch Bewegung. 2. Auflage. Freiburg: Herder.

Zimmer, R. (2009b). Handbuch Bewegungserziehung. Didaktisch – methodische Grundlagen und Ideen für die Praxis. 19., neu bearbeitete Auflage. Freiburg: Herder.

Zimmer, R., & Volkamer, M. (1987). MOT 4-6. Motoriktest für vier- bis sechsjährige Kinder. 2. überarbeitete und erweiterte Auflage. Weinheim: Beltz

 
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